Marktmeister Marillen
Der Krankenstand vom Haupt-Marktmeister vom Kutschkermarkt hat zur Folge, daß die Vertreter gerade einen Doppeljob machen müssen und zwischen Yppen- oder Karmelitermarkt und Kutschkermarkt an den Markttagen hin- und herpendeln um für Ordnung zu sorgen. Die Handynummer vom Dienst habenden Neuen war über meine Marktschwester Irene Pöhl vom Käsestand schnell rausgefunden und das Aviso, daß ich diesen Samstag wieder einen Stand brauche, schnell, freundlich und unbürokratisch deponiert. Das läuft dann so ab, gegen 7 Uhr fährst du deine Ware an den Markt suchst dir eine freie Lücke (bitte ja keine Einfahrt oder einen Stammplatz von einem Fixstandler!), auf den Vertretungs-Marktmeister wartest, dir deinen Tisch absegnen lässt, die verstellten Quadratmeter vorrechnen lässt, schnell aufbaust und hoffst, das es nicht zu regnen beginnt, wenn du keinen Schirm dabei hast. Bis zu 3 Mal im Jahr geht das auch als Nicht-Bauer und gewerblicher Marktfahrer, dürfte aber auch eine Art Wiener Lösung sein, diesmal aber sehr positiv gemeint. Firma mit einem passenden Gewerbeschein musst du aber schon sein (bin ich!) und Ware verkaufen, die auf einen Bauernmarkt passt auch (hab ich!). Genau an dem Platz bin ich die letzten Male auch schon gestanden und sofort in der Rolle des Standlers, also der, auf der einen Seite der Budl oder eben Tisch, da wird gleich zusammengehalten! Da wird gleich Zusammengehalten, von Standler zu Standler. Ich brauch Münzen vom Nachbarn links, versorge ihn dafür mit Kaffee, ich brauch ein Foto von vis a vis, lobe dafür die schönen Marillen und den Lavendel. Das ältere Paar aus dem Weinviertel will gleich einen Karton von meinem Saft, kein Problem, tauschen wir gleich gegen Blumen. Und schon geht´s los. Bis 9 Uhr kommen die Spezialisten und Bettflüchtigen, es ist noch sehr frisch, profimäßig mit ihren Roll-Einkaufswagerln, wollen noch aus dem vollem Sortiment wählen und sind auch gleich wieder dahin, ohne trödeln und gustieren. Zwischen 9 und 10 Uhr viele Jungväter mit Listen von daheim, die Kinder in übersäät mit Kipferl-Bröseln chillig in ihren Kinderwägen und bereit für das Vormittagsschläfchen. Rush Hour ist von 10-11 Uhr, da ist der Markt knall voll viele gehen den Bauernmarkt ein paar Mal ab, bis sie sich für ein Menü und die richtigen Zutaten entschieden haben, mein Glück! Beim ersten Mal wird noch geschaut, beim zweiten Gekostet, beim dritten Mal finalisiert. Dann wird´s gemütlich, ab 11 Uhr sind die Genießer unterwegs, kommen zum Brunchen und Lunchen an den Kutschkermarkt (Pöhl Käsestand, Himmelblau, Takan, Franze, Weltmeister Kebab, oan, etc.) vertreiben sich die Zeit am Markt, treffen Freunde und Gönnen sich gerne was. Das geht dann weit über 12 Uhr hinaus, viele Gemüse-Standler bauen dann schon ab, der Brotstand vom Gragger ist meist der Erste weil alles verkauft. Bevor ich abbaue, hol ich mir schnell noch die frischen Marillen und einen Strauß Lavendl, die mich von Gegenüber den ganzen Vormittag schon anlachen und weil doch oft am Besten Zusammenpasst was zur gleichen Zeit wächst (probier das auch!), brate ich daheim die Marillenhälften in Butter und Honig an, streue Lavendel drüber und servier das mit Mascaropone, meine heutigen Marktmeister!